Die Apotheken in Gera

Entwicklung

Die wenig günstige Vermögenslage der Reußen macht eine Errichtung einer kostspieligen Eigenapotheke in Gera lange Zeit unmöglich, während in Schleiz seit 1572 und in Altenburg seit 1517 Apotheken existieren.

Die Geraer Landesherrschaft bezieht ihren Arzneimittelvorrat aus Leipzig, Zeitz und Altenburg, wie in der 1554 beginnenden Amtsgeldrechnung nachweisbar ist. Auch muss der Bader den akademisch gebildeten Arzt ersetzen.

Die erste Apotheke

Unter Heinrich Posthumus (1572 – 1635) erfolgt endlich die Einrichtung einer „Hofapotheke“. Diese ist als „Apoteckenstube vffm Schlosse“ auf Schloss Osterstein neben der Großen Hofküche im Ostflügel untergebracht. Eine auf das Jahr 1583 datierte Arzneitaxe gibt wahrscheinlich das Gründungsjahr an. Erst im Jahre 1674 übersiedelt die Hofapotheke vom Osterstein in die Stadt.

Die erste öffentliche Apotheke wird in Gera im Jahre 1603 gegründet. In diesen Jahren wütet die furchtbare Pest in Gera und die Regierung sieht die Errichtung einer Apotheke in der Stadt, im lnteresse der Erhaltung der Volksgesundheit, als unbedingt notwendig an.

Typische Arbeitsgefäße aus der ersten Hälfte des 18. Jh.

Die Stadt-Apotheke

Der frühere Hofapotheker David Oeder erhält am 4. Februar 1603 von Heinrich dem Jüngeren, genannt Posthumus, das Privileg und die Konzession zum Betreiben einer „Stadt“-Apotheke für Geras Bürger und die gesamte Herrschaft. Diese Stadt-Apotheke ist mit besonderen Rechten ausgestattet, deren wichtigstes das Einspruchsrecht bei der Errichtung weiterer Apotheken auf dem „platten Lande“ (Real-Privileg) ist. Die Stadt-Apotheke, die damals auch „obere Apotheke“ genannt wird, befindet sich zuerst auf dem Areal Große Kirchstraße/Markt („Deutsches Haus“) in einem alten gräflichen Herrenhaus.

Um 1640 wird von insgesamt 3 Apotheken in Gera berichtet. Diese 3. Apotheke findet allerdings in späteren Berichten keine Erwähnung mehr, offensichtlich eine Folge des damals rücksichtslos angewendeten Einspruchsrechts der geschäftstüchtigen Stadtapotheker. Dieses Apothekenprivileg ermöglicht der Stadt-Apotheke wie auch der Hofapotheke, die im Jahre 1674 wegen der isolierten Lage auf Osterstein in die Stadt umsiedelte und fortan auch als „untere Apotheke“ bezeichnet wird, eine freie Entwicklung ohne jegliche weitere Konkurrenz.

Erst im Jahre 1868 wird mittels einer neuen Gewerbeordnung mit dem alten Recht der Stadt-Apotheke gebrochen.

Die Stadt-Apotheke (undatiert, vermutl. zweite Hälfte des 19. Jh.) mit Badertor im Hintergrund

Entstehung weiterer Apotheken

lm Oktober 1870 verzichten Besitzer von Hof- und Stadt-Apotheke auf ihr Privileg des Einspruchs, allerdings unter der Bedingung, dass sie selbst die Konzession für die weitere Apotheke erhalten und diese auch veräußern dürfen. Trotzdem dauert es noch mehrere Jahre, bis am 1.7.1880 die „Adler- Apotheke“ unter der Leitung von Herrn Apotheker Reinhold Krause auf dem Zschochernplatz errichtet wird.

Schließlich entsteht am 1. Juli 1888 die „Kreuz-Apotheke“ in Untermhaus, die vorerst als gemeinsame Filiale der Stadt-, Hof- und Adler-Apotheke betrieben wird und erst im Jahre 1904 zur Vollapotheke wird. Der ursprünglich vorgesehene Name „Schloßapotheke” scheitert am Widerstand des Fürstenhofes. Als erster Verwalter wird der Pharmazeut Bernhardt eingesetzt.

Am 16. Januar 1913 wird die „Löwen-Apotheke“ von Herrn Apotheker Wilhelm Beinicke in Zwötzen für die Versorgung von rund 14.000 Personen im Süden Geras eröffnet.

Mit dem Aufbau des „Städtischen Krankenhauses“ in Gera Während des 1. Weltkrieges wird mit der Eröffnung 1920 auch eine Krankenhaus-Apotheke übergeben. Diese wird zunächst von Diakonissen geleitet und erst im Jahre 1934 von Frau Apothekerin Eichhorn als selbstständige Einrichtung übernommen.

Weitere Apothekengründungen erfolgen am 16. September 1926 (Stern-Apotheke in Debschwitz durch Herrn Apotheker Otto Dowidat) und am 24. Oktober 1930 (Roßplatz-Apotheke am Roßplatz durch Herrn Apotheker Carl Fendt).

Gegen Ende des zweiten Weltkrieges werden Roßplatz- und Hofapotheke durch Bombenangriffe zerstört. Die Boßplatz-Apotheke wird nach dem Kriege nach der Sorge verlegt und erhält den Namen „Humboldt-Apotheke“.

Die erste Neugründung nach dem Krieg, als vorerst letzte Privatapotheke, ist im Sommer 1945 die „Hochhaus-Apotheke“ von Herrn Apotheker Alfred Adomeit, die 1953 nach Verlagerung eine Namensänderung zu „Apotheke am Puschkinplatz“ erhält.

ln der damaligen Poliklinik Mitte entsteht unter Leitung von Herrn Apotheker Henschel 1950 eine Poliklinik-Apotheke, die allerdings 1960 wieder aufgelöst wird, da die Versorgung von der inzwischen verstaatlichten Apotheke am Puschkinplatz übernommen wird.

Die „Süd-Apotheke“ wird im Januar 1953 durch Herrn Apotheker Witte am Wintergarten eröffnet.

Eine Apotheke in Langenberg (die heutige Linden-Apotheke) entsteht 1972 und die Apotheke Lusan 1977. Bis zur Wende folgt dann noch eine Apotheke in Bieblach-Ost (die heutige Viktoria- Apotheke).

Auch der Bereich „Wismut“ betreibt in Gera eine Apotheke in der Bieblacher Poliklinik (die heutige Aesculap-Apotheke).

Damit verzeichnet Gera im Wendejahr 1989 eine Zahl von 12 öffentlichen Apotheken, die sich inzwischen alle im Eigentum des Staates befinden. Die ehemals ausschließlich privat geführten Apotheken, die den Krieg überdauerten, werden sehr schnell schon unter sowjetischer Besatzung (z.B.1946 Stadt-Apotheke) bzw. später in der DDR (z.B. 1951 Sternapotheke, 1960 Apotheke am Puschkinplatz, 1968 Adler-Apotheke) enteignet und unter staatliche Leitung gestellt. Private Neugründungen gibt es unter sozialistischen Bedingungen ohnehin nicht mehr.

Die Apotheken werden entsprechend den politischen Kreisgrenzen zusammengefasst und unterstehen einem Kreisapotheker. Dieses Prinzip wird in den beiden letzten Jahrzehnten der Existenz der DDB noch konsequenter fortgeführt und schließlich werden „Pharmazeutische Zentren“ gebildet, die auch mehrere Kreise beinhalten konnten und besonders durch Auslagerung von Aufgabengebieten wie Buchhaltung, Großherstellung, Qualitätskontrolle, Personalwesen usw. in Querschnittsabteilungen gekennzeichnet sind. Die Apotheken verlieren so schrittweise ihre Selbständigkeit.

Nur etwa eine Handvoll Apotheken im heutigen Land Thüringen haben es geschafft, die DDR-Zeit als Privatapo- theke zu überleben.

Neugründungen ab 1990

Beginnend mit der Privatisierung der Apotheken durch die Treuhandgesellschaft im Jahre 1990 und bedingt durch die Möglichkeit der freien Niederlassung in der Bundesrepublik Deutschland kommen bis heute folgende Neugründungen in der Stadt Gera dazu: Apotheke an der Brüte, Rosenapotheke, AlteApotheke, Neue Apotheke, Paracelsusapotheke, Bergapotheke, Marienapotheke, Platanenapotheke, St. Johannisapotheke, Roßplatzapotheke, Kronenapotheke, Sonnenapotheke, Ferberapotheke, Abakusapotheke, Grüne Apotheke, Arcadenapotheke, Apotheke im Globus und Glückauf Apotheke.

Damit existieren im Februar 2003 genau 30 öffentliche Apotheken in der Stadt Gera.

Erfahren Sie mehr:

Die Geschichte der Stadt-Apotheke Gera